11 Fragen an Markus Bonauer oder warum Architektur nicht nur „schön machen“ bedeutet.

1. Gute Architektur sollte…
… nahbar sein und lebenswerte Orte schaffen.

2. Architekten sollten…
… das große Ganze im Blick haben ohne dabei die Details zu übersehen.

3. Gibt es Gebäude, die bei Ihnen eine besondere Leidenschaft auslösen?
Das sind weniger einzelne Gebäude als vielmehr besondere Orte, Strukturen und Atmosphären die mich bewegen und inspirieren.

4. Was bedeutet für Sie Zuhause?
Der Begriff Zuhause hat für mich in den vergangenen 20 Jahren eine neue Dimension erhalten. Ich habe meine Frau Tiffany beim Studium in Los Angeles kennengelernt. Wir haben zusammen lange sehr glückliche Jahre in New York und Virginia verbracht und haben Familie an vielen Orten der USA und in Deutschland die wir „Zuhause“ oder „Home“ nennen. Seit der Geburt unserer Tochter und dem eigenen Büro ist Berlin das tägliche „Zuhause“. Meine Heimat hingegen war und bleibt vermutlich immer das Allgäu und der schöne Bodensee.

5. Wenn Sie sich einen Traum – ohne Baugenehmigung – erfüllen dürften: Was würden Sie bauen?
In unserem Büro liegt ein ganzer Stapel solcher Träume und wartet auf Bauherren.

6. Wovon lassen Sie sich inspirieren?
Inspiration finde ich im Alltag in ganz unterschiedlichen Zuständen und Maßstäben: an besonderen Orten, auf Reisen, in der Kunst oder der Werkstatt eines Handwerkers. Beim Stöbern in Büchern, Materialproben oder beim Ausflug in die Natur. Aber vor allem in den Gedanken der Menschen die mich umgeben und denen ich im Alltag begegne. Vorträge, Gespräche und der Dialog mit Anderen sind für mich eine wichtige Quelle der Inspiration und ein Werkzeug eigene Gedanken zu schärfen.

7. Was war bislang Ihr größter Erfolg?
Wir haben gerade in einem offenen Wettbewerb den 1.Preis für das Besucherzentrum des Deutschen Bundestags in Berlin gewonnen. Auch wenn der Auftrag letztendlich im VOF Verfahren an ein anderes Büro vergeben wurde wird mir dieser Erfolg noch lange in Erinnerung bleiben.

8. Welche Rolle spielen Wettbewerbe für Sie?
Wettbewerbe sind für uns ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind sie ein wertvolles Akquiseinstrument und eine gute Möglichkeit unsere Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Andererseits bergen insbesondere einstufige Verfahren ohne Dialog auch immer die Gefahr in einem Vakuum zu arbeiten und sich ohne Kontext in einem Konzept zu verrennen. Wir präferieren daher mehrstufige Verfahren mit der Chance zum Dialog. Zudem hoffe ich dass der offene Wettbewerb in Deutschland wieder an Beliebtheit gewinnt und sinnlose Beschränkungen wieder durch Vertrauen in Architekten ersetzt werden.

9. Worin sehen Sie die zukünftigen Herausforderungen für Architekten?
Eine große Herausforderung ist auf jeden Fall die fortschreitende Digitalisierung. Ich hoffe sehr dass unser Berufsstand dabei nicht zum Knecht der Softwareindustrie wird sondern die Chance ergreift mit digitalen Werkzeugen wieder selbst Baumeister zu werden. Insbesondere die Kommunikation zwischen Planer, Bauherr und ausführender Firma leidet durch die Digitalisierung oft sehr. Dabei ist gerade der Dialog der Beteiligten sehr wichtig um lebenswerte Orte für zukünftige Generationen schaffen.

Aber auch der Vertrauensverlust gegenüber unserer Profession sehe ich als besondere Herausforderung. Insbesondere junge Büros haben es hierzulande oft schwer ohne Referenzen eine größere Bauaufgabe übertragen zu bekommen. Das war nicht immer so. Denken Sie nur wie jung ein Herr Gerkan war als er den Flughafen Tegel plante oder ein Herr Perrault als ihm die Bibliotheque Nationale anvertraut wurde. Architekten können mehr als nur „schön machen“ – wir können besser als alle Anderen am Bau Beteiligten ganzheitlich denken, nachhaltig planen und effizient koordinieren.

10. Was raten Sie jungen Architekten?
Wir haben in den letzten fünf Jahren seit der Gründung des Büros sehr viel ausprobiert – auch uns selbst. Insbesondere die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen war dabei eine wertvolle Erfahrung. Ich denke vor allem junge Architekten sollten sich nicht zu früh spezialisieren sondern das Experiment wagen. Vielseitige Erfahrung, Mut und ein wenig Humor sind in unserer Branche überlebenswichtig.

11. Wenn Sie nicht Architekt geworden wären, was wären Sie dann heute?
Dann wäre ich jetzt vermutlich immer noch Zimmermann.

Fotos: Markus Eichelmann
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